Biblisch-theologische Orientierung zum Kirchen- und Gemeindeverständnis

Am 7. Oktober traf sich der Vorstand unseres Vereins in der Landjugendakademie in Altenkirchen, um die aktuelle Situation in unserer Kirche und eine daraus resultierende mögliche Neujustierung unseres Vereins zu besprechen. Dabei sind wir zum Ergebnis gekommen, dass sich die grundsätzliche Ausrichtung des Vereins und damit sein Aufgabenbereich nicht verändert hat, sondern durch die kirchlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Jahre eine aktualisierte Priorisierung erfahren soll. Die Konzentration auf die Interessenvertretung der protestantischen Basis bleibt also bestehen. Wir fühlen uns darin durch eine biblisch-theologische Orientierung zum Kirchen- und Gemeindeverständnis bestärkt, die wir auch an dieser Stelle gerne teilen und zur Diskussion einladen:

Grundlegende Erkenntnisse aus dem Neuen Testament:

  • das NT unterscheidet im Sprachgebrauch (ecclesia) nicht zwischen Kirche und Gemeinde
  • sichtbar und konkret wird die ecclesia an ganz bestimmten Orten, die in der Regel durch kommunale Orte identifiziert werden (vgl. Paulusbriefe: an die Gemeinde in Korinth etc.)
  • verwendete Bilder für die ecclesia sind Leib Christi, Tempel, Parochie, wanderndes Gottesvolk; sie geben damit unterschiedliche Schwerpunkte, Aufgaben, Herausforderungen einer Kirche/Gemeinde wider
  • ecclesia ist kein Zustand, sondern ereignet sich immer wieder in konkreten Formen des Menschen- und Gottesdienstes neu
  • eine übergeordnete Form von ecclesia wird angedeutet, sie manifestiert sich jedoch lediglich in der gegenseitigen Kooperation (Beispiel: Kollekte)

Als Fazit können wir mit Jürgen Roloff formulieren:

„Die Ortsgemeinden repräsentieren die ekklesia Gottes, freilich nicht in der Weise, daß sie nur Ausschnitte aus einer übergreifenden empirisch gedachten Größe, einer ‚Gesamtkirche‘, wären, sondern so, daß in ihnen das Wesen der pneumatisch-christologischen Größe ‚ekklesia Gottes‘ gültig zum Ausdruck kommt. Jede einzelne Gemeinde ist in einem vollen Sinn ekklesia Gottes. Was sie als solche ausweist, ist nicht ihre Anteilhabe an einer ‚Gesamtkirche’, sondern ihr Sich-Versammeln ‚in Christus’, d.h. Als Bereich des durch den Geist gegenwärtig wirksamen Christus“ (Die Kirche im Neuen Testament, NTD-Ergänzungsreihe 10, Göttingen 1993, 97)

Konsequenzen für unser Verständnis von Gemeinde/Kirche

Die Ausrichtung unseres Vereins orientiert sich nicht an möglichen Erfolgsaussichten der unterschiedlichen Modelle von Kirche. Unabhängig von den Herausforderungen basiert unser Engagement allein auf der Grundlage des neutestamentlich-theologischen Befundes. 

Als KirchenBunt können wir formulieren: Kirche ist die Gemeinde (im Sinne von Gemeinschaft) vor Ort, in der das Evangelium in Wort und Tat gepredigt wird und die Sakramente (Taufe, Abendmahl) gespendet werden. Je öfter und stetiger diese Gemeinschaft sich zusammenfindet, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich Kirche dort ereignet. Daher ist eine regional überschaubare und sich kontinuierlich zusammenfindende Gemeinschaft die Erscheinungsform von Kirche, die der des neutestamentlichen Zeugnisses am ehesten entspricht und somit auch dem reformatorischen Verständnis am nächsten kommt. 

Diesem Umstand sollte organisatorisch und hierarchisch Rechnung getragen werden. Aufgaben können dabei delegiert und Kompetenzen an andere Gemeinden/Ebenen übertragen werden, ohne jedoch die grundsätzliche Ordnung in Frage zu stellen oder gar abzulösen.

KirchenBunt trägt dem neutestamentlich-theologischen Befund insofern Rechnung, als sich der Verein als Interessenvertreter, Partner und Sprachrohr dieser Kirche und damit den Gemeinden vor Ort versteht.